Titelcover Der Traum, ein Leben. Grillparzer Königs Erläuterungen     Titelcover Der Traum, ein Leben. Grillparzer Königs Erläuterungen

Königs Erläuterung 147: Der Traum, ein Leben:
Mit dieser Nummer unserer Reihenchronik nehmen wir Abschied von Franz Grillparzer: "Der Traum, ein Leben" ist chronologisch gesehen der letzte Band, den es in unsere Reihe verschlagen hat. Das märchenhafte Drama war nicht ganz so erfolgreich wie seine Vorgänger, aber immerhin gelang im auch noch nach dem 2. Weltkrieg eine Rückkehr in die Reihe und so wurde auch dieser Band bis in die 70er Jahre verkauft. Unsere Autoren Stecher und Brinkmann versehen ihre Aufgabe mit Fleiß und erörtern uns detailliert Aufbau, Struktur, Versmaß und Hintergründe. Gott sei Dank - so können sich die Schüler wieder einmal auf den Inhalt und das Lesen konzentrieren!

Blick ins Buch gefällig?

Es wurde 1834 im Wiener Burgtheater uraufgeführt wurde und gehört somit zur Biedermeierepoche.
Es geht um die Balance zwischen Realität, Traum und Schlaf - Handeln und Passivität.
Rustan, der Held des Dramas, für den Tun und Handeln wichtig sind, hat am Ende des Stücks durch seinen Traum gelernt, ein ruhigeres, bescheidenes, zurückgezogenes Dasein einem abenteuerreichen Leben vorzuziehen. Glück ist nicht äußerer Ruhm und Glanz, sondern bedeutet innere Freude und Frieden. Das entspricht dem Biedermeierideal, das zur Harmonisierung und zum Ausgleich neigt.

"Der Traum, ein Leben", das Calderons "Traum - ein Leben" und Voltaires "Le blanc et le noir" zum Vorbild hat, ist im Stil des Barocktheaters der Wiener Volksbühne geschrieben. In dem märchenhafte Züge enthaltenden Drama verschwimmen Traum- und Wirklichkeit ineinander.
Rustan zieht tatkräftiges Handeln der Muße vor. In seinem Wunsch nach Größe und Heldenhaftigkeit sucht er durch die Ermutigung des Sklaven Zanga den Weg aus der Eintönigkeit des Daseins in der Hütte seines Onkels. Als Rustan mit Hilfe Zangas den Fürsten von Samarkand vor einem wilden Tier rettet, verspricht ihm dieser seine Tochter Gülnare und das Königsreich. Auf dem Weg zu Ruhm und Reichtum verfällt er aber durch die Listen Zangas dem Verbrechen und kehrt daraufhin reumütig in sein früheres Dasein zurück. Nur das Erwachen aus dem Traum ermöglicht ihm die Flucht vor dem Abgrund. Rustan gelangt am Ende zur Einsicht, dass Größe und Ruhm zu viele Gefahren in sich bergen.

Ein Zitat führt uns ein:
"Abend ists, die Schöpfung feiert,
Und die Vögel aus den Zweigen,
Wie beschwingte Silberglöckchen,
Läuten aus den Feierabend,
Schon bereit, ihr süß Gebot,
Ruhend, selber zu erfüllen.
Alles folgt dem leisen Rufe,
Alle Augen fallen zu;
Zu den Hürden zieht die Herde,
Und die Blume senkt in Ruh
Schlummerschwer das Haupt zur Erde.
Ferne her vom düstern Osten
Steigt empor die stille Nacht;
Ausgelöscht des Tages Kerzen,
Breitet sie den dunkeln Vorhang
Um die Häupter ihrer Lieben
Und summt säuselnd sie in Schlaf."

In diesem Sinne: schlummert schön und lernt etwas über Euch dabei...!