Spätmittelalter 1250 – 1500

Die spätmittelalterliche Dichtung

Der Minnesang veränderte sich stark: einerseits entwickelte er sich zum Meistersang, andererseits löste er sich im Volkslied auf. Der höfische Epos und der Heldenepos bestanden weiterhin, aber wichen der Erzählprosa zurück. Johannes von Tepl schuf das wichtigste spätmittelalterliche Prosawerk: Der Ackermann aus Böhmen. Im 13. Jahrhundert entstand das erste deutschsprachige Schauspiel. Vorausgegangen waren viele geistliche Spiele und es folgten darauf später die Fastnachtspiele. Nach Überwindung der Pestepidemien besann man sich wieder mehr auf geistliche Literatur. Es bildeten sich Geißlerlieder und Totentänze heraus. Daneben traten aber auch die bekannten Schwankdichtungen zum Vorschein.

Die geistliche Dichtung im Spätmittelalter war geprägt vom geistlichen Drama, zu dem Osterspiele, Weihnachtsspiele, Passions- und Marienspiele zählten. Diese Spiele hatten eine große Zuschauerschaft: nämlich das Volk, da sie meist auf großen Plätzen aufgeführt wurden. Sie blieben also nicht nur den hohen Schichten des Volkes vorbehalten. Im Spätmittelalter entwickelte sich das Frühneuhochdeutsch heraus, allerdings nicht durch spätmittelalterliche Dichtung, sondern durch die beginnende Entfaltung der Fachliteratur.

Diese wurde nämlich weiter verbreitet als die Dichtung und war für die Menschen aller Stände auch bedeutsamer. Ein Hinweis darauf gibt auch die Anzahl der heutigen Überlieferungen: von der mittelalterlichen Fachliteratur existiert um ein Vielfaches mehr Überlieferungen als die mittelalterlichen Dichtungen.