Die Bandummer 134/135 unserer Reihenchronik knüpft an die Nummer 106/107 an: sie gehört zu dem Heimatdichter Norddeutschlands Fritz Reuter und seinem Werk "Ut mine Stromtid II und III" (Blick ins Buch). Das Werk erschien in drei Teilen und stellt eine umfassende Schilderung der dörflich-kleinstädtischen Verhältnisse Mecklenburgs dar. Es gilt neben "Kein Hüsung" als das bedeutendste Werk Reuters. Die Handlung der drei Romanteile erstreckt sich über zwei Jahrzehnte (1829-1848).

Reuter beschreibt verschiedene, nah beieinander gelegene Ortschaften, die im Südosten Mecklenburgs gelegen sind. Drei Gutsdörfer mit unterschiedlichem Status. Diese Orte findet man nicht auf der Landkarte, sie sind vom Autor erfunden in Namen und Zuordnung, er will sie aber als seiner eigenen Heimat angehörig sehen.

Die Handlung bewegt sich zwar vor allem im dörflich-kleinstädtischen, erhebt aber Anspruch auf allgemein-gültige menschliche Lebensnormen der Zeit. Die gestalterische Verknüpfung der verschiedenen Lebensbereiche unterscheidet die Stromtid schon äußerlich von Reuters früheren Werken. In ,Kein Hüsung’ waren die Figuren auf Landarbeiter beschränkt und wurden scharf vom privilegierten Stand abgegrenzt.
Schauen wir uns einfach mal Reuters Einschschätzung seines Werks an: "Eine eigentliche Handlung fehlt; statt dessen werden die Erlebnisse und Schicksale zahlreicher Personen erzählt, die zum Teil miteinander in Verbindung stehen. Mithin kann "Ut mine Stormtid" nicht gut ein Roman genannt werden. es verstößt zu offenbar gegen den Kanon dieser Dichtungsart." Und weiter: "Überwindung und Versöhnung der ständischen Gesellschaft auf dem Boden der reinen Menschlichkeit durch allseitige tüchtige Arbeit, weshalb er die Dichtung genauer als einen echt sozialen Roman bezeichnet.

Immer wieder betont Reuters die Liebe zum Plattdeutsch, das durch ihn bekannt und literarisch verbreitet wurde: "Sie ist´s eigentlich, der das mir gespendete Lob zufallen sollte; ihren Vorzügen verdanke ich meine Erfolge."